Operation Cleanser – die Befreiung Voorthuizens
- celinakeute
- 13. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Mai
Letztes Wochenende habe ich das »Camp Operation Cleanser« in der niederländischen Stadt Voorthuizen besucht, eine dreitägige Veranstaltung anlässlich der 80-jährigen Befreiung durch die Kanadier im Jahr 1945.
Ich habe einen persönlichen Bezug zu dem Ort, da mein Urgroßvater, dessen Erlebnisse ich in meinem Buch veröffentlicht habe, hier in Kriegsgefangenschaft geraten ist. Ein schwerer Kampf fand am 17. April 1945 statt, und er versteckte sich in einem Graben, als zwei Kanadier dicht an ihm vorbeiliefen, ihn jedoch nicht sahen. Anstatt zu schießen, warf mein Urgroßvater sein Gewehr weg, kam mit erhobenen Händen aus dem Graben und hat sich von ihnen gefangen nehmen lassen. Ihm war bewusst, wie sinnlos dieser Krieg war, und er wollte in diesen letzten Tagen sein Leben nicht verlieren.
Während der Veranstaltung gab ich fünf englischsprachige Vorträge vor einem niederländischen Publikum und präsentierte die Geschichte meines Urgroßvaters mit einem Fokus auf seinen Fronterlebnissen in den Niederlanden. Ich erzählte davon, wie er beauftragt worden war, ein Fahrrad zu stehlen, jedoch absichtlich mit leeren Händen zurückkam, und betonte, wie schnell ein Krieg ein jahrhundertelanges positives Verhältnis zwischen zwei Nachbarstaaten zerstören kann und wie lange es dauert, sich wiederzuversöhnen.
Zweimal kamen Zuhörerinnen mit Tränen in den Augen nach dem Vortrag zu mir und erzählten mir, wie berührend die Geschichte meines Urgroßvaters für sie war.
Die Veranstaltung ging mit zahlreichen niederländischen, kanadischen und amerikanischen Flaggen, mehr als einhundert Reenactment-Darstellern, originalen Militärfahrzeugen und historischer Ausstattung einher. Wenn man über das Gelände lief, war es nicht ungewöhnlich, einem niederländischen Widerstandskämpfer oder einem kanadischen Soldaten mit Gewehr entgegenzukommen. Ein derartiger Umgang mit der Vergangenheit wäre in Deutschland vermutlich undenkbar. All die Veranstalter und Freiwilligen waren ausgesprochen freundlich, unterstützend und sagten mir, sie würden ihr Bestes tun, damit ich mich willkommen fühle.
In der ganzen Stadt fanden sich Bezüge zum Krieg, zum Beispiel Gedenktafeln oder ein Bogen mit der an die Kanadier gerichteten Aufschrift »Bevrijders bedankt« (»Danke, Befreier«). Während meines Aufenthalts ist es mir immer wieder passiert, dass ich zufällig ein Objekt sah und sofort ein Zitat aus meinem Buch im Kopf hatte.
Besonders interessant waren für mich die Reenactments, die Nachstellungen der Kämpfe, in denen auch Gefangennahmen nachgespielt wurden – genau in der Stadt, in der es vor 80 Jahren geschah. Anschließend sprach ich mit den Darstellern und erfuhr mehr über ihre Motivation, Reenactments durchzuführen; neben anderen plausiblen Aspekten ist es ihr Ziel, Geschichte lebendiger zu machen, als es in einem Museum der Fall wäre.
Jedoch sieht man unter den Besuchern auch Kinder mit Plastikgewehren, die herumlaufen, Krieg spielen und rufen: »Tötet die Deutschen.« Auch aufgrund der Tatsache, dass die Reenactments mit »Genießen Sie das Spektakel« angekündigt werden, befürchte ich, dass einige Personen, die wenig über diese Zeit wissen, einen Krieg eher als abenteuerlich ansehen könnten. Natürlich ist ein Krieg schrecklich, und was man in den Nachstellungen nicht sehen wird, sind das Blut, die pure Angst, die Präsenz des Todes, das Leid, der Hunger, die Müdigkeit und die Hoffnungslosigkeit der Soldaten. Das sollten Besucher immer im Hinterkopf behalten.
Vielen Dank an William Gielen für die Möglichkeit, auf der Veranstaltung zu sprechen und eine deutsche Perspektive zu teilen. Das weiß ich sehr zu schätzen.

Bildnachweise: Frank Buers, Celina Keute